Schon seit mehren Jahren schafft es die Europäische Zentralbank (EZB) regelmäßig durch den durchgehend niedrigen Leitzins in die Schlagzeilen. Erst kürzlich berichteten Medien, dass die neue EZB-Chefin Christine Lagard zwar über eine strategische Neuausrichtung der Zentralbank nachdenkt, den Leitzins jedoch bisher zunächst unverändert bei 0% lässt. Doch was genau bedeutet das eigentlich und wie wirkt es sich auf die Bau- und Immobilienzinsen aus? 

Von Jörg Winterlich und Michael Wiesendorf

Du willst mehr kostenlose Investment-Tipps? Jetzt unser umfangreiches Wissens-Paket gratis erhalten!

Das besagt der Leitzins der EZB 

Der Leitzins gibt an, zu welchem Prozentsatz sich Banken Geld bei der EZB leihen können. Aktuell sind das 0 %. Die Banken bekommen das Geld also quasi „kostenlos“. Diese Zinspolitik fährt die EZB nicht etwas aus purer Nächstenliebe, sondern um die Wirtschaft anzukurbeln. Denn durch einen niedrigen Leitzins soll Sparen unattraktiv gemacht werden, Geld auszugeben sich hingegen mehr lohnen. Das gilt sowohl für die Banken, als auch für deren Endkunden, die kaum noch Zinsen auf ihre Sparanlagen kriegen. 

Auch für die Banken wird es attraktiver, Geld zu verleihen, schließlich bringt es nichts, die große Summe einzulagern. Im Gegenteil: Seit einiger Zeit liegt bereits der Bankeinlagenzins bei -0,5 Prozent. Das bedeutet nichts anderes, als das Banken Geld dafür zahlen müssen, wenn sie wiederum Geld bei der EZB einlagern. Die Geldinstitute haben also großes Interesse daran, Kredite zu vergeben, um so selbst keine Verluste zu machen. 

So beeinflusst der Leitzins die Immobilienzinsen

Dementsprechend naheliegend ist es, dass der Leitzins auch die Zinsen bei der Immobilienkredit-Vergabe direkt beeinflusst. Ganz so simpel ist es jedoch nicht. Tatsächlich gibt die EZB mögliche Kursänderungen nämlich meist schon weit im Voraus bekannt. Die Banken können sich also darauf einstellen und passen die Zinsen bei der Kreditvergabe oft schon vor den Kurskorrekturen der EZB an. Tatsächlich ist der Immobilienzins dem Leitzins somit häufig um einiges voraus. 

Zinssätze orientieren sich an der Bonität des Kreditnehmers

Neben der internationalen und nationalen Geldpolitik kann aber auch der Immobilieninvestor selbst seinen individuellen Zinssatz beeinflussen. Denn die grobe Richtung geben zwar die Geld- und Kapitalmärkte vor, wie genau der Zinssatz auf einen Immobilienkredit aussieht, hängt aber letztendlich auch von der Bonität des Investors ab. Hält die Bank einen Investor für vertrauenswürdig, weil er über ein hohes Einkommen verfügt, bereits mehrere Immobilien erfolgreich verwaltet und über besonders klare Vorstellungen in Bezug auf sein Investment verfügt, kann er häufig mit einem geringeren Zinssatz rechnen. 

Immobilienmärkte beeinflussen auch andersrum den Leitzins

Wie wichtig es ist, dass Banken Kreditnehmer richtig bewerten, hat die Weltfinanzkrise von 2007 gezeigt. Denn Auslöser hierfür waren vor allem spekulative Immobilienanleihen. Nachdem zahlreiche Investoren ihre Hypotheken nicht mehr zurückzahlen konnten, gerieten auch die verleihenden Banken in Zahlungsnot. Die starken Senkungen des Leitzinses nach 2007 beruhen letztendlich auf dem Versuch, die Weltwirtschaft wieder zu stabilisieren.

Du willst mehr zum Thema Zinsen und Finanzierung wissen? Dann besuche einen unserer Impuls-Tage. Du bist schon einen Schritt weiter? Unser Master-Training 360 Grad Professional verschafft dir in vier Tagen und mit einer 20 wöchigen Vorbereitung die notwendigen Grundlagen für erfolgreiche Immobilien-Investments.

https://www.immobilien-investment-akademie.de/product/professional-360-grad-berlin/

Foto: Photo by Ján Jakub Naništa on Unsplash